DIE FLUT.
Die Flutkatastrophe vom 14. – 15. Juli 2021 hat in meiner Heimat Ahrweiler schwer gewütet und unfassbares Leid und unbeschreibliche Zerstörung über diesen wundervollen Ort gebracht.
Ich möchte daran glauben, dass es weitergehen kann. Und dass Perspektiven geschaffen werden können für die Menschen, die dort wohnen und verwurzelt sind. Ich bin im Ahrtal geboren und aufgewachsen, meine Kindheit und Jugend habe ich in den Weinbergen, auf unzähligen Weinfesten und an oder in der Ahr verbracht. Um aus einem ZDF-Beitrag zu zitieren: „Manchmal weiß man ja erst wie schön etwas war, wenn es nicht mehr da ist oder zerstört, zumindest vorübergehend. Aber die hier wohnten, wussten wohl immer was sie hatten.“ Und ja, das stimmt!
DAS PROJEKT.
/// Recap
Basierend auf der Frage, die ich mir selbst stellte: Welche Bilder werden nach dem abgeschlossenen Wiederaufbau an den Wänden hängen, wenn so gut wie alle Fotos der Vergangenheit, Bilder und Erinnerungsstücke verloren und zerstört sind? Das was ein Zuhause Zuhause sein lässt.
/// Die Idee
Kunstverkäufe, die Spenden generieren und gleichzeitig die Wände von Betroffenen wieder mit schönen Bildern füllen.
Pro verkauftem Bild „Heimat 2.0“ verschenke ich das gleiche Bild an einen Betroffenen – als Mutmacher für den Neuanfang und als Zeichen der Hoffnung, dass das Ahrtal wieder das wird, was es mal war: HEIMAT.
Im Zeitraum August 2021 bis November 2021 wurde der Gewinn aus diesem Bildverkauf zu 100% direkt an Betroffene weitergegeben. Seit Ende 2021 gehen anteilige Beträge aus den Verkäufen der „ART FOR AHR – Produkte“ an lokale Hilfsorganisationen.
/// Das Besondere
Du entscheidest selbst wieviel Du für das Bild zahlen möchtest.
DAS BILD.
Wenn die Heimat in Trümmern liegt und in unsagbarem Leid versinkt, dann zerbricht etwas, was mit Worten nicht zu beschreiben ist. Das Bild „Heimat 2.0“ entstand nach der Flut als Neuauflage meiner DinA4-Illustration „Heimat“ aus dem Jahr 2018. Schon damals für mich das wichtigste Bild, das ich bisher gemalt hatte. Umso wichtiger nun in einer Neuauflage.
Zuhause. Daheim. Wohnung. Haus. Es gibt viele Wörter für den Ort, in dem und an dem man wohnt. Aber für das Gefühl von Verwurzeltsein gibt es wahrscheinlich nur eins. Da wo Karnevalslieder auch im Sommer gespielt werden, wo „Un wie isset?“ das „Hallo“ ersetzt, und da wo man nicht mit Wasser, sondern mit Wein getauft wird.
Für das Gefühl irgendwo sein Herz zu haben…
DIE KLAMOTTEN.
Aus dem Projekt heraus entstand eine Reihe an Kleidungsstücken.
Die Motive: Das Haus aus der Illustration“Heimat 2.0″ und die Traube als regionales Symbol für das Ahrtal. Überm Herzen, da wo sie hingehört.
Die Druckplatten sind selbst angefertigt, jedes Kleidungsstück von mir per Hand bedruckt und etikettiert. Jedes Teil ein Unikat. Mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Vermeidung von Massenproduktion.
ZUKUNFTSPREIS.
Im August 2022 durfte ich für dieses Projekt den Zukunftspreis Heimat in der Sonderkategorie „AHR“ entgegennehmen.
LIEBES AHRTAL. EIN BRIEF FÜR DICH.
Egal wo ich war, egal welche Ecken dieser Erde ich gesehen habe – nie war es so schön wie bei dir. Nie fühlte es sich mehr nach Heimat an. Egal wem ich auf meinen Wegen begegnete, jedem habe ich von dir erzählt; davon wie wunderschön du bist. Manche wollten das nicht glauben und haben es verstanden als sie zum ersten Mal bei dir waren.
Deine Weinberge bin ich rauf und runter gewandert. Auf deinen Weinfesten in Ahrweiler, Heimersheim, Walporzheim und Dernau habe ich meine Jugend verbracht. Manchmal vielleicht zu viele Gläser Wein getrunken.
Wie oft habe ich an deiner Ahr gesessen, bin als Kind durch dein Wasser gestapft, und hätte es als Erwachsene noch viel öfter tun sollen. Wie oft bin ich über deine unzähligen Brücken gelaufen und habe Fotos von dir gemacht. Wie oft bin ich dich mit dem Auto entlang gefahren, von Ahrweiler über Walporzheim, Rech, Richtung Dernau und Mayschoß, nach Altenahr und zurück. Um meine Gedanken schweifen zu lassen. Um mich zu vergewissern, dass es bei dir doch am schönsten ist. Wie oft bin ich deinen Ahr-Radweg gefahren oder deine Berge runtergerast und habe dabei meine Liebe zum Drahtesel entdeckt. Wie oft habe ich deine Weinreben auf Papier oder Leinwänden festgehalten, habe aus dem Fenster geschaut, durch das ich einen Ausblick auf deine Weinhänge über Bachem hatte. Wie oft…
Deine Schönheit hast du nicht verloren. Ich sehe sie noch immer, wenn ich deinen Bewohnern begegne, die dich nicht aufgeben werden. Weil du für immer Heimat bist.
02. August 2021